„Weiterhin begleiten wir die geplante Kitarechtsreform des Landes Brandenburg, welche mit dem Kitajahr 2023/24 umgesetzt werden soll.“
So schrieben wir vor zwei Jahren am Ende der Sitzungsperiode des Kita-Elternbeirats 2019/21, und dann kam alles ganz anders. Die Themen, die Probleme und unsere angedachte Mitwirkung änderten sich.
Zu Beginn der Sitzungsperiode 2019/21 hatte uns weiter Corona und seine Auswirkungen auf unsere Kinder, inklusive einer immer wieder schwierigen Betreuungssituation, im Griff. Man möchte es eigentlich einfach nicht mehr hören.
Am 30. März 2022 kam es dann zu den erwähnten Veränderungen und dem jähen Ende der Mitwirkung an der Reform des 30 Jahre alten Kindertagesstättengesetz (KitaG) Brandenburg. Frau Ministerin Britta Ernst verkündete, dass die Umsetzung der Reform auf Eis gelegt wird. Die wahren Gründe herauszufinden, ist sehr schwierig, vor allem geht es aber um zu hohe Kosten und Differenzen zwischen Land und Kommunen, was das Thema der Umsetzung angeht. Allein die Vorgabe des Ministeriums einer kostenneutralen Kitarechtsreform ließ ohnehin Zweifel am echten Willen des Ministeriums aufkommen.
In der Folge brachte der Landeskitaelternbeirat (LKEB) eine Petition auf den Weg, welche die Fortführung der Kitarechtsreform und weitreichende Verbesserungen forderte. Auch wir unterstützten diese Petition und die Forderung nach der Fortführung der Kitarechtsreform aktiv. Wir organisierten eine Demo in Cottbus, beteiligten uns in Potsdam und waren viel Unterwegs, um Unterschriften für die Petition des LKEB zu sammeln. Und wir waren erfolgreich, zumindest was die Menge Unterschriften und die Aufmerksamkeit für das Thema angeht.
Mittlerweile ist Frau Ministerin Ernst nicht mehr im Amt, sie trat am 17. April 2023 zurück. Redet man mit ihrem Nachfolger, Herr Minister Steffen Freiberg, so wird klar, zumindest mit ihm wird es keine Fortsetzung der so wichtigen Kitarechtsreform geben. Herr Minister möchte das Wort Kitarechtsreform nicht einmal mehr in den Mund nehmen. Das kann so nicht bleiben! Nochmal, das aktuelle KitaG in Brandenburg ist 30 alt, es wurde lediglich immer wieder novelliert, oder einfach gesagt, daran herumgedoktert.
Die Absage der Kitarechtsreform wird mehr und mehr zum Problem für das System der Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg, es ist verwalteter Missstand. Sollte es nicht schnell zu einer Kehrtwende und echtem Reformwillen kommen, ist zu befürchten, dass das System Kita kollabiert. Am 15. Mai 2023 machten wir gemeinsam mit den Elternbeiräten aus Spree-Neiße und Potsdam, pädagogischen Fachkräften, Trägern, sowie Kindern und Eltern am KiTAKOLLAPS-Aktionstag auf unsere Sorgen lautstark aufmerksam. 2024 findet der Aktionstag seine Fortsetzung.
Weiterhin haben wir uns aktiv für den Erhalt des Bundesprogramms „Sprachkita“ eingesetzt, welches Ende 2022 auslief. Mittlerweile wird das Programm als Landesprogramm zumindest bis Ende 2024 fortgeführt. Da müssen wir dranbleiben, damit es auch über 2024 hinaus dauerhaft fortgeführt wird.
Gemeinsam mit Trägern, der Stadt Cottbus und dem Kitaelternbeirat aus Spree-Neiße organisierten wir im März 2023 den 1. Kitagipfel Lausitz. Auch hier soll es eine Fortsetzung geben, es gilt das Netz des Bündnisses dichter zu spinnen, um gemeinsam etwas für die frühkindliche Bildung bewegen zu können.
Insgesamt ist eine gute Vernetzung ein entscheidender Faktor, wenn man Dinge bewegen möchte. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund stehen wir in einem engen Austausch mit anderen Beiräten und Gremien der Stadt Cottbus, wie zum Beispiel dem Kreiselternrat und dem Beirat für Menschen mit Behinderung und nehmen an den Sitzungen der AG 78 teil.
Und es gibt noch viele weitere Themen und Dinge, mit denen wir uns seit 2021 beschäftigt haben, wie z.B. einer gelebten Inklusion.
Nach wie vor warten Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen und Behinderungen auf schnelle und langfristige Lösungen, was den Ferienhort und den Hortbesuch ab Klassenstufe 7 angeht. Darüber hinaus mangelt es in vielen Einrichtungen an der Zugänglichkeit für alle Kinder und auch hier ausreichend gut ausgebildetem Personal. Immer wieder muss man sich anhören, wie teuer das alles ist. Ja, dass wissen wir, aber es hilft einfach niemand, immer nur aufzuzählen was das alles kostet, es braucht Entscheidungsträger, die sagen, ja wir machen das jetzt. Alle Kinder und Jugendlichen haben das gleiche Recht auf Bildung und Teilhabe am sozialen Leben, dass darf nicht an der Finanzierung scheitern! -> siehe hier
Darüber hinaus ging es auch weiterhin um gesundes und bezahlbares Mittagessen für alle Kinder. Gerade in den letzten zwei Jahren gab es massive Preiserhöhungen in allen Bereichen, dass darf jedoch nicht dazu führen, dass unsere Kinder nicht mehr zum Mittagessen gehen können und/oder an der Qualität des Essens gespart wird! Hier müssen Land und Kommune mehr tun!
Ja, es waren sehr aktive zwei Jahre, welche ohne die unzähligen Engagierten so nicht möglich gewesen wären. Vielen Dank allen Aktiven und den unzähligen Menschen, die die letzten zwei Jahre unseren Weg für eine qualitative und hochwertige frühkindliche Bildung für unsere Kinder begleitet und unterstützt haben.
Heute Abend tritt der Neugewählte Kita-Elternbeirat Cottbus zusammen und stellt die Weichen für die nächsten zwei Jahre. Wir sind gespannt, welche Dinge auf den neuen Kita-Elternbeirat zukommen werden, was kann bewegt werden und wo muss man sich noch mehr einbringen, um erfolgreich zu sein.
Wir wünschen den neu gewählten Elternvertretern ein gutes Gelingen, viel Durchhaltevermögen und immer die Kraft, sich weiter zu engagieren, auch wenn es mal schwierig wird. Und ganz wichtig, egal wie wichtig euch die Themen sind, vergesst nicht eure eigenen Kinder, auch eure Familien brauchen euch und verbringen gern Zeit mit euch 😉
Wir verabschieden uns von euch und sagen ein letztes Mal
Danke!
Der scheidende Vorstand des
Kita-Elternbeirat Cottbus